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Hauptsächlich der Besonderheit ihres Gebisses verdanken die Hasentiere die Zugehörigkeit zu einer eigenen Ordnung, die sie von den Nagetieren unterscheidet. Direkt hinter den hasentypischen Schneidezähnen befinden sich nämlich zusätzlich zwei kleine, unauffällige Stiftzähnchen, die wie die anderen Vorderzähne stets nachwachsen. Deswegen verwenden die Zoologen die Bezeichnung Duplicidentata (=Doppelzähner) für die Hasen. Weil sich die Frontzähne im Dauerwachstum befinden, ist es lebensnotwendig für den Hasen, sie auch ständig zu benutzen. Nähme er nur weiche, zahnschonende Nahrung zu sich, wüchsen die Zähne immer mehr in die Maulregion (Geäse) hinein und würden damit irgendwann zur tödlichen Behinderung. Etwas Hartes zwischen die Zähne zu bekommen, gehört deswegen zu den lebensnotwendigen Bedürfnissen des Hasen. Wenn es also nötig wäre, könnte der Hase auch mal kraftig Zubeißen. Dass er zudem hin und wieder heftig Schläge austeilt, wissen wir bereits. Das klingt gefährlich.
Werden wir von seiner harmlosen Fassade getäuscht und es steckt in Wahrheit ein gefährliches Monster im Hasenbalg? Einige teilweise noch gebräuchliche Redensarten lassen sich als Hinweise deuten. So kann der Hase nicht nur schlagen und beißen, sondern er gilt auch als listig: den Hasenschlaf schlafen meint beispielsweise, nur so zu tun, als ob man schliefe (mit offenen Augen), und für das Hakenschlagen sind Hasen längst bekannt. Wer von sich behauptet, sein Name sei Hase (Redensart nach einem Studenten namens Hase), weiß mehr, als er zu sagen bereit ist, und dass man einem alten Hasen nicht besserwisserisch kommen kann, ist gemeinhin bekannt. Ganz andere Töne klingen da an, als das übliche Gerede vom Angsthasen, der lieber aufgeschreckt das Panier ergreift (er flieht), oder ewig kränkelnd in der Grube hockt (Volkslied: Häschen in der Grube).
Gestatten: Lampe, der teuflische
Im Mittelalter traute man den Hasen allerdings viel Schlimmeres zu. Die Menschen sahen in ihnen dämonische Kreaturen, die unmittelbar mit bösen Mächten in Verbindung standen. Abgesandte des Teufels (Teufelshasen) wären sie, sagte man sich, mit den Hexen (Hexenhasen) stünden sie im Bunde und dass die Seelen einiger Toten Hasengestalt angenommen hätten (Seelenepiphanie). Einem Hasen zu begegnen, galt vielerorts als böses Omen. Es konnte Krankheit bedeuten, ein nahendes Unglück oder den drohenden Tod. Auch machte man in manchen Regionen die Hasen für Feuersbrünste (Feuerhasen) oder schlechtes Wetter verantwortlich. So glaubten die Menschen, eine ins Tal donnernde Schneelawine wäre ausglöst worden von einer sich rächenden Hexe in Gestalt eines Schneehasen. Wenn der Hase braut oder das Häschen badet, entsteht dichter Nebel (Hase braut = Bodennebel; Häschen badet = Nebel in den Bergen), und bei nicht enden wollendem Regen stellte man sich vor, daß die Hasen grade unablässig in der Küche tätig waren. Die entsprechende Redensart lautete: die Hasen backen Küchlein, die Hasen backen Eier, die Hasen backen Brot. Hasen waren die Lieblingstiere der Hexen, weswegen diese mit Vorliebe Hasengestalt annahmen. Die Hexenhasen (auch Hasenfrauen) waren, so erzählte man sich, schwierig zu erkennen. In der Regel sollten sie lediglich ein wenig größer sein als die echten Hasen und zuweilen war auch der Kopf eines Hexenhasen größer als üblich. Teufelshasen dagegen waren eindeutiger zu identifizieren. Ihre Farben waren auffällig, ein Fuß war mit einem Hufeisen beschlagen und einige Hasen trugen als Kopfbedeckung einen Dreimaster. Außerdem stanken sie nach Pech und Schwefel. Sie erschreckten sonntägliche Kirchgänger und fuhren denen sogar zuweilen unter die Wäsche. Teufelshasen und Hexenhasen fürchteten sich (ebenso wie die Zwerge) vor Glockengeläut.
Die Zeiten, in denen die Menschen an Hexenhasen glaubten, sind längst vorbei. Trotzdem werden wir auch heute noch hin und wieder daran erinnert. So bezeichnet man die schmalen Pfade, die sich ein Hase als Weg durch ein Kornfeld beißt, auch heute noch als Hexensteige (auch: Hexenstiege).
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