GÖTTERSPEZI, FETISCH ODER HANSWURST?

 

Jedes Jahr im Frühjahr, wenn die Ostertage herannahen, und die Regale der Supermärkte zunehmend mit den passenden Utensilien befüllt werden, wird die Welt immer mehr Hase. Wo wir auch hingehen, begegnen wir ihm. Er wurde gebacken und gebastelt, in Marzipan geknetet oder in Schokoformen gegossen, und man verschenkt ihn als Plüschtier mit angenähter Karotte. Alle Medien berichten über ihn und er gibt den Hauptdarsteller in unzähligen kitschigen Schaufensterdekorationen. Bei solch aufdringlicher Präsenz wird immer wieder deutlich, wie sehr den Menschen das Gefühl für die wahre Natur des Hasen abhanden gekommen ist. Er taugt nur noch zum sinnentleerten Dekokasper und Eier anmalenden Hanswurst, dessen wichtigste Funktion es ist, der Wirtschaft möglichst hohe Umsätze zu bescheren. Offenbar stört sich kaum jemand daran, denn der Osterhase erfreut sich unangefochten großer Beliebtheit.

 

Osterhase mit Rüsselnase

Nicht so dagegen in Australien. Auf dem von Kaninchenplagen gebeutelten Kontinent gibt es bereits seit gut einem Jahrzehnt Bestrebungen, den Osterhasen einfach abzuschaffen. Die einst von europäischen Siedlern eingeschleppten Kaninchen gelten in Australien als Schädlinge, die vor allem die einheimische Tierwelt bedrohen. Besonders betroffen ist der Bilby, auch großer Kaninchennasenbeutler genannt, der nur auf dem Australischen Kontinent beheimatet ist. Der Bestand der Bilbys ist schon seit den 1990er Jahren ernsthaft bedroht und sein naher Verwandter, der kleine Bilby ist bereits ausgestorben. Durch gezielte Kampagnen versuchen Naturschützer nun, den Lebensraum der Bilbys vor der Bedrohung durch die Kaninchen zu schützen. Da die Kaninchen unter der Bevölkerung zunehmend an Akzeptanz verlieren, kamen Aktivisten auf die Idee, das Geschäftsmodell Osterhase durch ein selbst kreiertes Modell Osterbilby zu ersetzen und mit dem Erlös die Rettungsbemühungen zu finanzieren. Das Unternehmen scheint erfolg zu haben.