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"Wer Hase sagt, denkt nur an Sex."
In regelmäßigen Abständen erfährt man von deutschen Boulevardmagazinen, welche Kosenamen sich aktuell der größten Beliebtheit erfreuen. Dabei interessieren natürlich nicht die Namen, die wir unseren Kindern oder Haustieren geben. Vielmehr soll ermittelt werden, welche Namensfindungen unter Liebenden gerade am höchsten im Kurs stehen. Der "Hase" erzielt dabei jedes Jahr aufs neue Platzierungen im oberen Feld der Rankings. Gleichzeitig erfährt man zu den häufigst genannten Begriffen, was hinter deren Nennung steckt: "Wer Hase sagt," so die Meinung der Fachwelt, "denkt nur an Sex". Das klingt zwar mehr nach Küchenpsychologie als nach seriöser Wissenschaft, aber es bestätigt ein gängiges Klischee zum Rollenmodell Hase. |
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vooll bunny mann
Auch wenn sich Meister Lampe gern bedeckt hält: im Rammeln, das weiß jeder, ist er richtig groß. Das bestätigt auch seine ständige Anrufung als Fruchtbarkeitssymbol. Seine viel grühmte Potenz hat dem Hasen schliesslich auch Einzug in unseren Sprachgebrauch verschafft. So haben viele Charakterisierungen des Menschen, die im Bereich der Erotik angesiedelt sind, den Hasen im Sinn. Dabei geht es manchmal richtig zur Sache. Ausdrücke wie rammeln oder es treiben wie die Karnickel als Umschreibung menschlichen Verhaltens sind zwar nicht dem elaborierten Sprachumfeld zugehörig, erfreuen sich aber durchaus einer breiten Akzeptanz. Die sprachliche Palette reicht noch weiter und macht vor allem Unterschiede bei den Geschlechtern.
Männer handeln sich bei allzu exzessiver sexueller Betätigung schnell den Ruf des Rammlers oder (geilen) Bocks (Bock = männliches Kaninchen) ein. Und auch für Frauen stellt der Kontext zahlreiche Hasenmetaphern zur Verfügung. Als Beispiele seien Begriffe wie Bunny, Playhase, Kuschelhase, Skihase, Scharfer Hase, Sexbunny genannt.
Es fällt auf, dass für die Männer allein die selbstbestimmte sexuelle Aktivität thematisiert wird, während bei Frauen mehr das passive Moment - ein erotisches Äußeres und die zur Schau gestellte sexuelle Verfügbarkeit den Kern der Wortschöpfungen bestimmt. Der Gebrauch solcher Begriffe folgt längst überwunden geglaubten Rollenklischees und belegt, wie sich sexistische Stereotypen in der Sprache verfestigen. Sie zeigen aber auch, wie effektiv ein Hintergedanke, der anrüchig oder schlüpfrig ist, durch die Verknüpfung mit der Idee "Hase" entschärft werden kann.
Hier sei darauf hingewiesen, dass es sicherlich das Kaninchen oder vielmehr dessen domestizierte Form, der Stallhase ist, der als "Rolemodel" und Namensgeber im Sinn stand. Schliesslich gilt genau der als "der niedlichere Hase" und steht an oberster Stelle wenn es darum geht, bei aller Rammelfreude den Eindruck von Verfügbarkeit und Unschuld zu erwecken.
In diesem Sinne erweist sich das Vehikel Hase für die Erotik als überaus praktisch. Denn noch immer ist die Thematisierung von Sexualität vor allem in der Öffentlichkeit einer Menge Tabus unterworfen und erotische Gedankenspiele, die unter dem Deckmantel des Hasen offen ausgetragen werden, sind, als wären sie von filternder Polsterwatte durchdrungen, von allzu anrüchigem Schmutz befreit. Was in Hasenkleidern Rammelabsichten hegt, scheint weniger verwerflich als der unverstellte Blick auf die Wirklichkeit. |
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