Wenn im Spätwinter die Paarungszeit der Hasen beginnt, verlassen die Tiere ihre Deckung und begeben sich aufs offene Feld, um einen passenden Partner für die Paarung zu finden. Auf den Rammelplätzen kommen meist viele Tiere zusammen und es beginnt ein beeindruckendes Schauspiel, das die Hasen in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt.
Unter den Rammlern entbrennt jetzt ein erbitterter Kampf um das Paarungsvorrecht bei den Häsinnen. Die sonst so auf Tarnung bedachten Tiere vergessen jede Vorsicht und liefern sich im Hormonrausch auf offener Flur wilde Verfolgungsjagden, bei denen sie sich immer wieder heftig prügeln. Ein Schlagabtausch, das sogenannte Boxen, erfolgt in schnell aufeinander folgenden, kräftigen Schlägen, die sie mit den Vorderpfoten austeilen. Sind die Rivalen vertrieben, beginnt mit dem zweiten Teil des Paarungsrituals das eigentliche Werben der Rammler um die Häsinnen. Auch hier gibt es Anfangs heftige Auseinandersetzungen, bei denen sich die Partner gegenseitig verprügeln. Auf diese Weise in die richtige Paarungsstimmung versetzt, erfolgt im Anschluss der eigentliche Akt.
Mit soviel offen praktizierter Hingabe zum selbstvergessenen und handgreiflichen Liebesspiel offenbart der Hase eine völlig neue Seite von sich. Er erscheint furchtlos, angriffslustig und leidenschaftlich, aber auch ein wenig verrückt.
Dass sich der gesteigerte Fortpflanzungsdruck im Frühjahr oft nachteilig auf den Hasenverstand auswirkt, schlägt sich auch in der englischen Redewendung "Mad as March Hares" nieder.
Übrigens: Hase und Häsin bleiben nur für die Dauer der Paarungszeit zusammen. Danach trennen sich ihre Wege wieder.
Hasenlust macht Päpsten Frust
Hase und Kaninchen galten schon früher als Inbegriff für Rammelfreude und Potenz. Tatsächlich befürchtete man, der Verzehr von Hasenfleisch könne ungezügelte Wollust entfachen, weswegen der frühchristliche Papst Zacharias (*679- 752), das Verspeisen von Hasen völlig verbieten ließ. Man behauptete einfach, der Hase wäre ein unreines Tier.
Bis ins Mittelalter hinein glaubten die Menschen, dass sich Eigenschaften der Tiere durch den Verzehr ihres Fleisches oder ihrer Organe auf den Menschen übertragen ließen. So sollte beispielsweise ein aus getrockneten Geschlechtsteilen des Hasen gewonnenes Pulver potenzsteigernde Wirkung entfachen. Praktisch, dass der Hase auch gleichzeitig ein Mittel lieferte, das vor ungewollten Folgen der Fleischeslust bewahrte: Getrocknete Hasenköttel, im Säckchen um den Hals getragen, sollten Schwangerschaften verhindern.
|