HÄSCHEN, SEXY SPÄßCHEN

renate_nikolaus, HasenbartDas typischste äußere Merkmal des Hasen sind seine Ohren. Sie haben solchen Signalcharakter, dass wir den Hasen allein daran zu erkennen vermögen. Andere Tiere werden nicht derart über ihre Ohren identifiziert. Bei Hunden beispielsweise können die Ohren alle möglichen Formen annehmen. Sie können aufrecht stehen oder lappig herabhängen, leicht oder stark befellt sein und auch die Proportionalität zu Kopf und Körper ist von Rasse zu Rasse sehr verschieden. Manchem Hund werden die Ohren beschnitten, um das Erscheinungsbild zu vervollkommnen. Ein Hase mit gestutzten Ohren würde seine Identität verlieren. Und obwohl wir auch unterschiedliche Ohrgrößen beim Hasen finden und sogar Kaninchen mit Schlappohren kennen, würden wir einen Hasen stets mit langen, aufrecht stehenden Ohren darstellen.

Die Ohren sind untrennbar mit unserem Hasenbild verbunden. Und sie sind praktisch. Zauberer machen davon Gebrauch, wenn sie beim bekannten "Häschentrick" ein Kaninchen aus dem Hut ziehen. Das Kaninchen lässt sich das gefallen. Es scheint ihm nichts auszumachen. Wer glaubt, das wäre ganz natürlich, irrt sich. Hasen und Kaninchen an den Ohren zu ziehen oder sie gar daran hochzuheben ist Tierquälerei und sollte unbedingt vermieden werden.

Über die Ohren läßt sich möglicherweise auch des Hasen immer wieder zitierte Vorliebe zur Karotte erklären. Denn selbst, wenn es immer wieder so dargestellt wird: ein fanatischer Möhrenfresser ist der Hase keinesfalls. Hasen und Kaninchen verschmähen zwar keine Möhren, wenn man ihnen welche anbietet, aber sie fressen ebenso gern anderes Grünzeug. Wegen seiner Vorliebe für Kohl wird der Hase gelegentlich als Krautlöwe bezeichnet. Eine vergleichbare Wortschöpfung bezüglich der Möhre ist nicht bekannt. Auch der Tierfilmer und Verhaltensforscher Grzimek, der in einem recht ausführlichen Bericht die bevorzugte Nahrung der Hasen beschreibt, erwähnt die Karotte nicht einmal nebenbei.

Trotzdem werden vor allem Kaninchen immer wieder zusammen mit einer Karotte dargestellt. Natürlich könnte man die Karotte hier phallisch deuten. Und das Kaninchen, das eine Karotte in den Mund (Geäse) nimmt, als Ausführenden einer erotischen Phantasie. Möglicherweise resultiert die Dominanz der Karotte aber auch aus einem einfachen Bedürfnis nach optischer Harmonie. So ist es kaum zu übersehen, daß die Karotte, formal gesehen, eine gewisse Kongruenz zur Form der Ohren aufweist. Aus rein gestalterischer Sicht wäre das Hinzufügen einer Karotte im Bildaufbau ein schönes kompositorisches Element, das zudem durch die orange Farbe eine lebendige Note mit einbringt.

renate_Nikoloaus, hasenbart